BusinessBall: Die Kollegen mal richtig abfeiern

Der Wechsel des zweifachen Europameisters Santi Cazorla zum FC Villarreal war eine besondere Story. Im Sommer 2018 hatte er eineinhalb Jahre kein Spiel bestritten. Dem 34-jährigen drohte kurzzeitig sogar die Amputation seines Fußes. Dass er überhaupt wieder spielen konnte, grenzte an ein Wunder.
Auch deshalb feierte der FC Villarreal, das Submarino amarilloDer Spitzname vom FC Villareal. Wegen der gelben Trikots und Hosen. "Submarino amarillo" ist eine Anhlehnung an den Beatles-Song "Yellow Submarine", den populären Heimkehrer mit reichlich kreativem Bombast. Ein Zauberer postierte sich samt einer mannshohen Glasröhre mitten auf dem Spielfeld. Der Mago, wie man die Magier in Spanien nennt, zuckte mit seinen Händen. Die leere Röhre füllte sich mit Dampf und nach einem kleinen Lichtgewitter erschien er aus dem Nichts, der neue und gleichzeitig alte Star: Santi Cazorla.
Ein weltweiter Hit
Bei Facebook und Instagram ging die irre Spielerpräsentation des Rückkehrers viral. Selbst ein Jahr später wird sie immer wieder geteilt und wabert reichweitenstark durch die sozialen Medien.
Im Sport sind pompöse Vorstellungen von Mitarbeitern nichts Ungewöhnliches. Bei diesen Anlässen schwappen ganze Arenen mit Schaulustigen über. Neuverpflichtungen schweben mit dem Fallschirm vom Himmel herab oder die Spieler produzieren gleich selbst eine eigene Fernsehshow zum Vereinswechsel. Es sind Events, die Millionen Menschen digital verfolgen, gleichzeitig wichtige Marketingveranstaltungen für die neuen Trikots Besonders wichtig im Fußball: Möglichst viele Fußballtrikots verkaufen. Oft werden Spieler auch aus diesem Grund gekauft. Tore sind wichtig, aber auch die Vermarktung wird bei großen Teams immer bedeutender. und selbstverständlich auch eine Einnahmequelle. Sponsoren wollen in diesen Momenten Sichtbarkeit für ihre Marke generieren.
Inspiration für das Recruiting
Das Interessante ist: Diese pompösen Spielerpräsentationen können auch das mittelständische Recruiting inspirieren. Denn sie drücken aus, was viele Bewerber wollen: Wertschätzung. Manche sind auch trotz eines guten Gehalts wechselwillig. Ihnen fehlt die Aufmerksamkeit und Bestätigung in ihren Jobs. Genau das also, was Cazorla in der Glasröhre spürte (Neben Atemnot, eventuell). Sollten Unternehmen ihre neuen Mitarbeiter ein bisschen mehr abfeiern?
Wie wäre es zum Beispiel, wenn es bei der digitalen Bewerbung die Möglichkeit gäbe, sich seine eigene Vorstellungssause beim Unternehmen zu wünschen? Das wäre natürlich keine Dauerlösung für immer. Aber als punktuelle Kampagne hätte die Idee großes Potenzial. Hier kommen sechs Gründe, warum.
1. Ey, die wollen mich wirklich
Viele Mitarbeiter aus großen Unternehmen fühlen sich trotz der New-Work-Bewegung nur als eine Nummer in einem riesigen Zahlensalat. Das mag jenen gefallen, die gerne unter dem Radar schwirren. Viele andere sehnen sich aber nach mehr Commitment und Identifikation mit ihren Arbeitgebern. Eine Vorstellungssause nach Wunsch kommuniziert an die potenziellen Bewerber: Ey, die wollen mich wirklich. Ey, ich bin besonders.
2. Starkes Employer Branding
Ein Bild, das ich im Kopf habe: Der Chef persönlich zieht mit einem Motorboot ein aufblasbares und schwimmendes Rieseneinhorn behutsam zum büroeigenen Steg. Auf dem Einhorn sitzt die neue Kollegin oder der neue Kollege. Am Ufer warten die Mitarbeiter mit einem kühlen Bier. So eine Szene – gut medial begleitet und aufbereitet – verspricht gute PR und damit viel Aufmerksamkeit sowie eine größere Reichweite bei den Talenten. Vor allem aber ist so eine Kampagne perfektes Employer Branding.
3. Eine Testaufgabe für Kandidaten
So eine Aktion eignet sich auch, um die Bewerber zu testen. Wie kreativ und teamtauglich sind ihre Wünsche? Wie kommunizieren die Kandidaten ihren Willen? Sind sie maßlos oder gar zu bescheiden? Chefs und Personaler bekommen im Bewerbungsprozess einen ganz anderen und neuen Einblick in den Charakter eines Kandidaten.
4. Eine starke Bindung
Engagement und Motivation sind für Unternehmen viel wert. Je emotionaler Mitarbeiter an ein Unternehmen gebunden sind, desto mehr Leistung ist von ihnen zu erwarten. Ein enthusiastischer Start in den Job stärkt von Beginn an die Bindung zwischen Unternehmen und Mitarbeiter. Das erhöht Leistungsbereitschaft.
5. Besseres Onboarding
Wie fachlich gut ein Kollege oder eine Kollegin sein kann: Läuft die Einbindung ins Team nicht ideal, gibt es Probleme, die sich mit der Zeit aufstauen. Das Onboarding wird mancherorts noch immer unterschätzt. Doch entscheidet es darüber, wie positiv oder negativ sich Talente und Mitarbeiter in einer Organisation entwickeln. Vorstellungs-Events von neuen Mitarbeitern sind eine Chance, dass Neulinge sofort ein ganzes Firmengebilde kennenlernen können.
6. Ein USP für die Personalsuche
Welches Unternehmen fährt bereits so einen Ansatz? Wahrscheinlich fällt den meisten Lesern keines direkt ein. Wie im Marketing sind positive Alleinstellungsmerkmale für personalsuchende Unternehmen wichtig.
Natürlich sind solche Aktionen nicht risikolos. Nach jeder Party lauert ein fetter Kater. Neid zum Beispiel oder falsche Erwartungen, die bei Neuankömmmlingen geweckt werden. Dann nämlich, wenn die Firma nur vorgibt, supercool zu sein, es aber gar nicht ist.
Vielleicht ist daher ein anderes Learning am wichtigsten. Egal ob mit oder ohne Tam-Tam: Geschäftsführer und Personaler sollten genau wissen, wie wichtig und entscheidend der erste Tag im Büro für einen Neuling ist. Der erste Tag ist für beide Seiten eine ziemlich große Chance.
Aber ich verstehe natürlich den Ansatz dahinter der prinzipiell gut ist. Vielleicht gibt es ja auch hier wie bei allem einen Mittelweg.
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