Influencer sind eine Geldverschwendung
Online Marketing

Influencer sind eine Geldverschwendung

Sie kosten viel Geld, sind moralisch höchst prekär und ein Risiko für die eigene Marke. Warum das Influencer-Marketing keine Zukunft haben sollte. Eine Abrechnung.

von Jon Westenberg
Jon Westenberg bei seiner Arbeit in Sydney. ©Jon Westenberg

Ich weiß, diese Worte werden weh tun. Aber ich werde dieses Pflaster genau jetzt abreißen.

Instagram-Influencer sind der beste Weg, um Dein Geld von einer Mauer runter zu pinkeln. Instagram-Influencer sind die beste Möglichkeit, Dein komplettes Marketing-Budget zu verblasen. Instagram Influencer sind eine Verschwendung von Zeit, Raum, Bemühen, Energie, Aufmerksamkeit, Kreativität, Interesse, Analysen und Investments.

Ihr wisst doch genau, worüber ich schreibe! Diese Leute, die mit Euren Produkten posen, an exotischen Orten zeigen, wie begeistert sie sind, während sie in dieser verdammten Zeit viel Geld verdienen.

Diese Leute, deren Job es ist, ein Model zu sein, ohne 90 Prozent der Arbeit eines richtigen Models zu machen. Diese Leute, die zehntausende Dollar verdienen, weil sie eine Caption schreiben und ein Bild snappen. Mit einem Smartphone, dass ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

Im Kern ist die Idee eines Influencers nicht schlecht. Jemanden finden, der Reichweite besitzt, und diese Person zu fragen, ob er diese nutzen könnte, um seine Follower für Dein Produkt zu begeistern - das ist clever. Aber die gute Idee endet genau hier.

Es funktioniert nur, wenn es authentisch ist

Okay, sicher, sehr viele Leute kaufen Abnehm-Tee. Die schlechte Nachricht: Es sind viel weniger als früher. Und warum? Weil die Leute wissen, dass diese Influencer-Posts heute anders als früher keine authentischen Produkt-Reviews mehr sind. Der Vertrauensfaktor tendiert gegen null.

Und es ist viel schwieriger geworden, zu verstecken, dass es ein unauthentischer Scheißpost ist. Es ist illegal, den Leuten nicht zu erzählen, wenn es sich bei einem Beitrag um Werbung handelt. Und wenn Du die Sponsorings nicht offenbarst, wirst Du mit Geldstrafen belegt.

Influencer verwandeln Inhalte in Werbeunterbrechungen.

Weißt Du also, was Du in den fancy Feed Deiner Influencer bringst? Nichts anderes als Commercial Breaks, Werbung, ohne Inhalt für Deine Zielgruppe. Und denke daran, das ist Instagram - es gibt bereits Werbung, die User überscrollen müssen.

Ist der eigentliche Inhalt auch nichts anderes als Werbung, bedeutet das: Marken und Unternehmen glauben, dass die Menschen dumm genug sind, ihre Tage zu verschwenden, um hunderte Werbeanzeigen durchzuscrollen - ohne gute Inhalte vorzufinden.

Für wie dumm haltet Ihr die Menschen?

Es ist doch so: Wir wollen nicht konstant mit Werbung bombardiert werden. Immer, wenn eine Plattform zu sehr in diese Richtung bog, verließen wir diese für eine andere Plattform, die respektvoller mit unserer Aufmerksamkeit umging. Die uns nicht mit Werbung überstrapazierte. Was glaubst Du, warum nutzen wir heute mehr Netflix als Kabelfernsehen?

Der Content an sich passt nicht zur Marke.

Du folgst jemanden bei Instagram, weil Du Fotos von fantastischen Orten und wunderschönen Gebäuden magst. Nun: Hier sind seine letzten Posts über Protein Shakes!

Folgst Du einer jungen Frau, weil sie eine talentierte Indie-Filmemacherin ist, und Du bei Instagram hinter die Kulissen schauen willst? Toll. Aber hier ist ihr letzter Post über Protein Shakes.

Nichts anderes als commercial breaks

Der Influencer verbindet sich mit seiner Audience über den Style, den Ton, die Bildsprache, die Story. Diese Verbindung, die eine große Zielgruppe anspricht, wird nun nur dafür genutzt, ein Produkt zu pushen. Diese Post haben oft nichts von ihrer alten Ästhetik. Es bedeutet, dass auch der starke Content, den sie werbefrei machen, von Marken-Opportunismus vergiftet wird. Großartig!

Und weißt Du was? Der ROI ist es nicht wert!

Ich habe Influencer-Marketing funktionieren sehen, ich gebe es zu. In manchen Branchen, mit manchen Influencern auf einigen Plattformen mit manchen Produkten brachte es 500 Prozent mehr ROI als alle anderen Werbeformen. Aber damit es klappt, sind viele und verschiedene Variablen nötig. Ich habe viele Marken gesehen, die viel Geld weggeworfen haben - alleine für Eitelkeiten-Metrics.

Clicks. Views. Likes. Shares. Was nützt Dir das?

Die einzigen Metrics, die Dir wichtig sein sollten, sind:

Acquisition

Activation

Retention

Revenue

Referral

Beim Marketing für Start-Ups nennen wir sie Pirate-Metrics (AARRR!). Ich erwähne sie immer, weil unser gesamter Anspruch an das Marketing auf diesen Metrics basieren sollte. Solltest Du eine Handlung, eine Strategie oder eine Ausgabe tätigen, die nichts davon fokussiert, ist sie Zeitverschwendung.

Am Ende sind es Gauner. Und Du darfst ihnen nicht vertrauen!

Ein paar 100.000 Dollar für Influencer ausgegeben? Nice! Bis zum Ziel gekommen, mit einem realen, messbaren ROI? Unglaublich!

Aber was machst Du, wenn sich manche Deiner Influencer als rassistisch, homophob, also mit unverteidigbarer Scheiße offenbaren? Was passiert, wenn sich dieses Image auf Deine Marke überträgt, Dich schlecht aussehen lässt? Wenn Du verwundete und unterdrückte Menschen durch Deine Deals verletzt.

Ich sage nicht, dass es passieren wird. Aber es ist eine klare und aktuelle Gefahr.

Das ist aus der Vogue:

Brands who have jumped on the influencer bandwagon are now scrambling to reset their storied houses. In an effort to make their brands more inclusive, it would appear that influencers, who represent “the people”, just might harbor values that are not so all-encompassing, after all. When Kuwaiti beauty influencer Sondos Alqattan published her views on the treatment of household workers – employers should possess employee passports should the latter decide to “run away” – a deluge of complaints were directed at her collaborative brands. M.A.C, Shiseido, Max Factor Arabia, and Phyto severed ties immediately with Alqattan.

Wenn Du Menschen, die Du nicht kontrollieren kannst, massiv mit Deiner Marke verbindest, riskierst Du ziemlich viel.

Die negativen Folgen dieser Verbindung können immer wieder zurückkommen. Die Natur des Influencer-Spiels ist einfach so, dass sie über eine lange Zeit Inhalte produzieren - in einem irrsinnigen Zeitplan, der für Dich nicht zu kontrollieren ist. So landest Du bei Pewdiepie (YouTuber, Anm. d. Redaktion) und seinem Nazischeiß. Wenn Influencer mit ihrer Karriere spielen, dann ist es ihr Problem. Aber sie können Deine ganze Brand mit herunterziehen.

Und es ist nicht mal nur der Risikofaktor. Es sind eigensinnige, unverantwortliche Influencer, die billige Fashion, Gender-Normen, Sexualisation und irre Körperideale an eine junge Zielgruppe transportieren. An verwundbare Teenager. Influencer tun das ohne Verantwortung für deren mentale Gesundheit. Influencer beschädigen frühzeitig die Idee von Kindern, wer, was und wo sie irgendwann sein wollen.

Was ist die Alternative?

Zusammenarbeiten.

Bezahlt keine Posts - sondern arbeitet mit Menschen, die gute Inhalte produzieren. Inhalte, die das Publikum genießt. Inhalte, die sich mit Deiner Marke verbinden lassen.

Anstelle einer bezahlten Instagram-Post-Serie, in der "Trottel" Bilder posten, wie sie sich einölen, kooperiere mit talentierten Filmemachern. Kreiere eine Dokumentationsserie auf Instagram, mit Athleten und Kreativen, die Deine Zielgruppe ansprechen, und mache es gut.

Richte Deinen Fokus auf die Produktion von Inhalten und unterstütze Kreative - anstatt sie für falsche Werbung zu bezahlen.

Die Wahrheit ist - die Influencer sind noch nicht erledigt. Sie werden es auch morgen noch nicht sein. Aber als Kategorie, als vertikale Vorbilder sind sie raus.

Denn Menschen sind nicht so blöd, schlechte Werbung funktioniert nicht und Abnehm-Shakes sind Schlangenöl für "Idioten".

PS: Bitte kauft Abnehm-Tee mit meinem Rabatt-Code.
ENDLOSINDIELEERESCHREIEND

Der Beitrag ist hier im Original in Englisch erschienen.

In diesem Artikel
Jon Westenberg

Jon Westenberg zählt zu den Top-Autoren des Publishers "Medium". Sein Westenberg-Report erreicht jede Woche 48.000 Leser. Westenberg arbeitet, denkt und macht in Sydney, Australien.

1 Kommentare
Kommentieren
Dennis Johann
28.04.2023
Du schreibst mir aus der Seele …. Selbst Menschen deren Content ich anfangs sehr spannend fand haben sich aus reiner Followergier so umgeändert das sie inzwischen da angreifen wo am meisten Geld rauszuholen ist und letzten Endes keinen Content mehr liefern sondern wenn sie langweilig werden entweder die Sex Schiene fahren und dann sofort bei only Fans landen und alles nurnoch eine Weiterleitungen für andere Plattformen darstellen wo sie dann mehr zeigen dürfen oder man ein Werbe kacker wird der dir mit unendlich vielen breaks deine Freizeit raubt.

Jeder Yoga Kurs wird’s wenn’s langweilig wird und keinen Erfolg mehr gibt zum sexy Yoga Kurs mit immer mehr haut und immer mehr Fokus auf Sex was oke ist aber dann schreibt es mir bitte vorher rein das es hier nicht Wirklich um Yoga geht ich liebe euch alle aber verschwendet nicht so Ninja mäßig meine Zeit.

Ich finds schade ich will vielleicht wirklich einmal etwas Aufklärung in einem Video finden interessantes sehen und keine Werbung oder gleich sexuelle Anspielungen ausgesetzt zu sein die explizit mir als Mann eingeblendet werden. Content wird unter falschen Vorwand erstellt um dich abzuziehen und auszubeuten es trifft die Kinder es trifft einsame Menschen die wenig Selbstwert haben am meisten.
Mann will doch die Kreativität an den Menschen feiern und nicht den Sex der ist eh da und lässt uns biologisch Amok laufen oder überrede kleine Kinder teure Schminke zu kaufen …. Es ist schrecklich

Neuen Kommentar schreiben