kununu: Manche finden uns total daneben
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kununu: Manche finden uns total daneben

Johannes Prüller ist Head of Communications bei kununu. Im Interview erzählt er, wie die XING-Tochter die Zusammenarbeit modern gestaltet.

von Hannes Hilbrecht
Johannes Prüller, Head of Communications, kununu © kununu

Du möchtest selbst bei einer Plattform wie kununu arbeiten? Hier pitcht der Chef von kununu engage um Dein Skillset!

kununu ist eine Plattform, auf der Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber bewerten. Ist kununu als Arbeitgeber ein Vorbild für andere?
Ja, das muss auch unser Anspruch sein. Wir wollen eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen. Denn wir sind davon überzeugt, dass zufriedene Mitarbeiter bessere Leistungen bringen und ganz einfach glücklicher sind. Unser neues, sehr großzügiges Büro sieht deshalb auch gar nicht aus wie ein klassisches Büro, sondern eher wie eine große Spielwiese.
 
Die "große Spielwiese" als das große Benefit?
Wir bieten viele verschiedene Benefits. Sechs Wochen Urlaub, also eine Woche mehr als in Österreich staatlich vorgeschrieben. Dazu Essens-Coupons, flexible Arbeitszeiten, eine Tischtennisplatte und vieles mehr.

Hast Du eigentlich ein Lieblingsbenefit und eines, das Unternehmen besser abschaffen sollten?
Soundcloud aus Berlin hat ein „Relocation-Programm“, das ich ziemlich smart finde Jeder, der dort als Hinzugezogener anfängt, bekommt einen Buddy. Der hilft bei Behördengängen, nimmt die Neuen aber auch mit ins Stadtleben und in den eigenen Freundeskreis. Eine super Idee. Was dagegen schwierig ist: Wenn Unternehmen Diensthandys heute noch als Benefit verkaufen wollen. Das heißt ja für den Angestellten: Du bist für uns rund um die Uhr für den Job erreichbar. Die meisten Arbeitnehmer durchschauen das und außerdem haben sie sicher schon ein Smartphone.
 
Welches besondere Benefit ist auf kununu beliebt?
Hunde stehen weit oben. Fast jeder vierte interessiert sich dafür, ob Hunde im Büro erlaubt sind.
 
Wie bist Du eigentlich bei kununu gelandet? Ich denke, nicht wegen der Bürohunde.
Ich habe während des Studiums als Journalist gearbeitet. Danach war ich in einer Werbeagentur und in einer Unternehmensberatung tätig. Thematisch super spannend, aber sobald man Vater wird, sind diese Jobs nicht wirklich alltagsgerecht. Ich habe in Wien einen Job gesucht, bei dem ich Arbeit und Familie easy kombinieren kann. Ich wollte einen flexiblen Arbeitsplatz, der sich meinen Bedürfnissen anpasst. Und nach acht Jahren auf Beraterseite nur für eine einzige Marke denken, die dazu noch sympathisch ist. Willkommen bei kununu!

Kern unseres Recruitings sind die Referrals.

Wenn es um einen modernen Arbeitsplatz geht, kann sich kununu vor Bewerbungen wohl kaum retten.
Das hängt vom Job ab, den wir besetzen wollen. Im Online Marketing oder Accounting gibt es viele Interessenten, da staffen wir schnell und problemlos. Im Tech-Bereich ist es schwieriger. Gerade hier in Wien.

Bonus für Referrals

Wie habt ihr dieses Problem gelöst?
Indem wir für die guten hiesigen Leute ein gutes Gesamtpaket bieten. Wir haben aber auch einen Entwicklungsbereich nach Berlin ausgelagert, wo der Kandidatenpool viel größer ist. Und wo High Potentials aus der Tech gerne hinziehen. In Berlin entwickelt unser Team ein Tool im B2B-Business, das wöchentlich automatisiert Mitarbeiterzufriedenheitsumfragen innerhalb von Unternehmen durchführt und den Entscheidern im Unternehmen verlässliche Ergebnisse liefert.
 
Und wie findet kununu sonst neue Mitarbeiter?
Wir haben inhouse eine HR-Abteilung. Die schaltet natürlich Jobanzeigen bei unserem Mutterunternehmen Xing und anderen Anbietern. Kern unseres Recruitings sind aber wohl die Referrals.
 
Das sagen viele.
Ja, zu Recht! Den Prozess haben wir mittlerweile standardisiert. Sobald wir eine neue Stelle schaffen, geht die Information an alle Mitarbeiter raus. Mit dem Wunsch, dass sie uns spannende Kandidaten aus ihrem Bekanntenkreis empfehlen. Kommt es zur Anstellung und der vorgeschlagene Kandidat bleibt länger als sechs Monate, gibt es im Rahmen unseres Referral-Programms auch einen Bonus.

Wer es bei uns in die Gespräche schafft, hat ja das Know-how. Deshalb legen wir so viel Wert auf den Charakter.

Sind Referrals für kununu der beste und effizienteste Kanal im Recruiting?
Ja, das kann man so sagen.
 
Wen sucht kununu eigentlich?
Wir suchen ganz einfach sympathische, smarte Menschen. Der Bewerbungsprozess besteht zu einem großen Teil aus dem gegenseitigen Herantasten. Passt das persönlich, können wir miteinander? Bei uns hat sich ein Grundsatz manifestiert. Das Fachliche kann man weiterentwickeln und fördern. Bei der Persönlichkeit ist das schwieriger.
 
Eine nette Frau oder ein netter Kerl zu sein, ist also von Vorteil.
Klar – wie immer im Leben. Kompetenzen sind aber natürlich auch entscheidend. Aber die prüft bereits unsere HR-Abteilung. Wer es bei uns in die Gespräche schafft, hat ja das Know-how. Deshalb legen wir so viel Wert auf den Charakter.
 
Und Charakter heißt?
Unsere Mitarbeiter sollen selbstständig handeln und agieren. Wir halten nicht viel von Mikromanagement. Jeder kann sich bei kununu frei entfalten und seine Arbeit auf seine Weise machen. Vom Büro oder dem Homeoffice aus. Dafür braucht es auch Vertrauen zum Mitarbeiter. Doch wir sind davon überzeugt, dass Vertrauen Commitment beim Mitarbeiter schafft.

Unternehmen müssen auf Kritik reagieren

Für Arbeitnehmer ist kununu eine spannende Sache. Man kann Unternehmen vergleichen, Dampf ablassen oder recherchieren, wie der neue Arbeitgeber hinter der netten Fassade tickt. Aber wie finden euch Arbeitgeber?
Die einen finden uns super, die anderen total daneben. Auch bekommen wir regelmäßig Kritik. Manche rufen an und beschweren sich, dass eine Bewertung nicht stimmt. Andere behaupten, dass diese Person niemals im Unternehmen gearbeitet hat. Manche mahnen ab, und wollen juristisch erzwingen, dass eine Bewertung gelöscht wird. Eine interessante Reaktion in Zeiten sozialer Medien.

Manche Unternehmen werden sicher nicht ganz falsch liegen. Das Internet ist nicht der anständigste Ort auf dieser Welt. Wie verhindert kununu dieses fiese Nachtreten?
Zunächst mit einer zweistufigen Kontrolle. Bei uns geht keine Bewertung ohne Prüfung online. Zunächst nimmt sich unser Algorithmus der Sache an. Dieser lernt seit 10 Jahren und filtert mutmaßlich unwahre Bewertungen heraus. Außerdem wird jede verdächtige Bewertung manuell von unserem Community-Team geprüft. Wir sichern uns da auch juristisch ab. Klarerweise richten wir uns an die gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Und wenn doch eine Abmahnung hereinflattert?
Dann schalten wir die Bewertung erst offline, um dann den User zu kontaktieren, der diese Bewertung geschrieben hat. Kann er seine Tätigkeit im Unternehmen nachweisen, ist die Bewertung ganz schnell wieder online. Wir wehren uns also gegen ungerechtfertigte Kritik.

Wir wollen als ein Unternehmen wahrgenommen werden, das Transparenz schafft.

Hatte kununu selbst mal interne Probleme mit schlechten Bewertungen?
Wenn man unser Profil verfolgt, stößt man auf eine Phase, in der es viel Kritik gab. Als XING kununu erworben hat, gab es einige Veränderungen. Die Geschäftsführung wechselte, die Kultur hat sich verändert. Es ist in der Zeit vieles professioneller geworden, ein bisschen weg vom lockeren Start-Up-Flair. Damit waren nicht alle Mitarbeiter zufrieden. In dieser Zeit gab es daher auch Veränderungen im Personal.

Wie gehen Unternehmer am besten mit Kritik bei kununu um?
Indem sie darauf reagieren und sie annehmen, eine negative Kritik kommentieren und ihre Sichtweise in einer Stellungnahme darstellen. Diese Funktion steht übrigens allen Unternehmen zur Verfügung, egal ob jemand ein Bezahl-Profil hat oder nicht. Alles andere würde aber auch unserer grundlegenden Idee widersprechen.

Employer Branding fängt im Unternehmen an

Macht das vertrieblich Sinn?
Wir wollen als ein Unternehmen wahrgenommen werden, das Transparenz schafft. Und zu Transparenz gehören mindestens zwei Meinungen. Wir glauben an die Kraft der Vielfalt von Meinungen und Perspektiven, um sich ein möglichst differenziertes Bild von einem Arbeitgeber machen zu können. Und dazu gehört natürlich auch die Sicht der Unternehmen.

Wer ist eigentlich auf kununu unterwegs?
Zu gleichen Teilen Männer und Frauen, die meisten sind zwischen 24 und 35 Jahre alt. Im Schnitt liest ein kununu-Nutzer sieben bis acht Bewertungen. Dazu erreichen wir deutlich mehr „White Collars“ als „Blue Collars“. Die meisten Nutzer haben einen Uni-Abschluss oder eine Facharbeiterausbildung.

Beschäftigt man sich mit dem aktuellen Arbeitsmarkt, ist Employer Branding ein großes Stichwort. Durch den Fachkräftemangel wird die Bildung einer Arbeitgebermarke immer schwieriger. Für kununu klingt das bestimmt vielversprechend.
Employer Branding selbst ist ja noch eine eher junge Disziplin und in etwa so alt wie kununu, also zehn Jahre. Unser Wachstum profitiert sicher davon, dass Unternehmen im „War for Talents“ mehr in die Arbeitgebermarke investieren. Gleichzeitig hilft uns auch die zunehmende Bewertungskultur.

Das heißt?
Bewertungen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dieser Trend ist mit den Jahren aus den USA immer stärker rüber geschwappt. Man denke nur an Tripadvisor oder Amazon. Es gehört mittlerweile zum digitalen Alltag, eine Leistung online zu bewerten. Deshalb ist auch die Hemmschwelle gesunken, den Arbeitgeber zu benoten.

Wie sieht das ideale Employer Branding bei kununu aus?
Das ideale Employer Branding fängt nicht bei kununu an, sondern im Unternehmen selbst. Es bringt Unternehmen nichts, wenn sie ihre Accounts bei uns mit Stock-Fotos frisieren und sich aufplustern. Das mag zwar im War for Talents eine Topkraft zum Eintritt ins Unternehmen bewegen, aber die ist auch ganz schnell wieder weg, wenn sie erkennt, dass alles nur Luftmalerei war. Die besten Talente suchen sich dann einfach den nächsten Job und das Unternehmen muss wieder neu suchen. Und der Recruiting-Prozess beginnt wieder von vorne. Das wiederum kostet Zeit, Geld und Ressourcen.

Unsere Standardfrage: Was war ein Growth Hack, ein besonders schlauer Schachzug in der kununu-Geschichte?
Ich erinnere mich, dass uns eine Werkstudentin ihr neuestes Tattoo zeigte. Dann kam unser Geschäftsführer ins Büro. Er war zuvor in Boston gewesen. Beim Anblick des Tattoos hatte er eine Idee. Wer sich ein kununu-Tattoo stechen lässt, bekommt eine Reise nach Boston spendiert. Drei Wochen später hatte eine andere Werkstudentin ein kununu-Tattoo. Unser Geschäftsführer hielt Wort und bezahlte die Flugtickets aus eigener Tasche. Als Firma legten wir ein Airbnb dazu. Die Geschichte fanden wir so gut, dass wir sie an die Medien weitergaben. Spiegel Online machte eine Story, die darauf im Internet viral ging. Was so ein Clipping für ein Online Unternehmen bedeutet, müssen wir niemanden erklären.

Du willst noch mehr wissen?

Deine Frage an Johannes!

Wir leiten die besten Fragen an Johannes Prüller weiter. Die Antworten veröffentlichen wir anschließend hier unter dem Ursprungsartikel.

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In diesem Artikel
Hannes Hilbrecht

Hannes, Jahrgang 1993, gestaltet Content-Marketing-Projekte für die Digital-Agentur MANDARIN MEDIEN. Schrieb zuvor für Medien wie ZEIT ONLINE, den Berliner Tagesspiegel oder NDR.de. Ist nebenbei Fußballkolumnist. Erzählt jedem, den er trifft, dass er LeBron James interviewt hat. Für euch erreichbar unter: hannes.hilbrecht(ett)growsmarter.de

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