Mit viel Geld kann jeder - wir glauben an Ideen

2004. Es war heiß und laut im Hotel direkt an der Autobahn. Wir konnten kaum schlafen. Der nächste Tag sollte trotzdem unserer sein. Unser Durchbruch, unser Payday. Obwohl wir uns dagegen wehrten, zählten mein Mitstreiter Martin und ich im Kopf schon die ersten Geldscheine. Wir hatten eine gute Idee. Nein, was schreibe ich: Es war eine sensationelle Idee!

Bei einer großen Optikermesse wollten wir sie vorstellen, unsere Online-Brillenanprobe. Die erste auf dem Markt. Adidas, Ray Ban, Oakley – alle waren sie da. Wir schlenderten mit unseren Laptops und Mappen ziellos durch die Gänge. Wir waren nervös, aufgeregt, wollten den richtigen Moment abpassen, die richtige Person ansprechen.

Einem Mann im teuren Anzug schlugen wir die Idee vor. Er sah modern aus, machte einen lockeren Eindruck. Wir zeigten unsere Entwicklung, und wie leicht man damit unterschiedliche Gesichtsgrößen den jeweiligen Brillenmodellen anpassen konnte.

Jetzt waren wir siegessicher, doch der Mann unterbrach uns: "Jungs, das ist alles gut und schön. Aber man kann doch nicht den eigenen Kopf skalieren und der Brille anpassen." Das saß wie eine Faust im Gesicht.

Aufstehen, Abputzen, Weitermachen

Wir hatten Kraft und Arbeit in diese Idee gesteckt, alle anderen Projekte zurückgestellt. In meiner Kellerwohnung im Haus meiner Mutter stapelten sich unzählige Brillenmodelle neben den Model-Fotos. Bis auf dem letzten Meter Autobahn hatte mein Geschäftspartner an unserem Projekt programmiert.

Und nun? Wir fanden zwar binnen einer Stunde eine technische Lösung, entwickelten eine Skalierungstechnik anhand der Pupillenabstände. Trotzdem kamen wir mit unserer Idee nicht weiter. Wir konnten nicht richtig verkaufen, unterschätzten die Aufwände und die Streckenlänge bis zu unserem Ziel. Auch hatten wir zu wenig Zeit und Hingabe in eine richtige Testphase des Produkts gesteckt.

Am Ende, nach vielen vergebenen Pitches und Pleiten, landete unsere Idee doch noch bei einem zahlenden Kunden. Bei Schlecker.

Der Volksmund sagt: “Aller Anfang ist schwer”. Bei uns dauerte dieser Anfang im Agenturgeschäft fast fünf Jahre. Wir machten viele Fehler, fanden keine effektiven Strukturen und Geschäftsprozesse für unser Business. Darunter litten nicht nur unsere Umsätze. Wir mussten eine sehr gute Mitarbeiterin entlassen, weil wir nicht das Geld hatten, sie zu bezahlen. Das tut bis heute noch weh. Sowas vergisst man als Unternehmer nicht.

Wir versäumten Schulterblicke

In der Zeit unserer Gründung versäumten wir es, in anderen Agenturen von schlauen Köpfen zu lernen. Wir verpassten Schulterblicke. Ein Praktikum bei Profis machen – für uns keine Option. 

Uns fehlten auch Mentoren, wir schlitterten eher von Job zu Job. Wir hätten eine beratende Koryphäe wie Michael Trautmann gebraucht, um uns viel Zeit, Stürze und Enttäuschungen zu ersparen.

15 Jahre später haben wir über 50 Angestellte. Bald sollen es 100 sein. Wir hatten Glück, waren fleißig und haben nicht eine, sondern irgendwann viele smarte Entscheidungen getroffen. Wenn ich gefragt werde, welche die wichtigste war, fällt mir immer die gleiche Antwort ein: Endlich groß zu denken! Wir waren zu lange bescheiden, nicht mutig genug, eben nur zwei Jungs aus dem Osten. Doch je größer unsere Ziele wurden, desto erfolgreicher arbeiteten wir. Auch GrowSmarter verkörpert dieses Mindset.

Idee schlägt Budget

Doch was genau ist überhaupt Erfolg? Als Dienstleister habe ich dafür eine eigene Definition: Viel Geld kann jeder ausgeben, mit viel Budget ist (fast) jeder erfolgreich. Für uns als Firma, die in einem sehr strukturschwachen Bundesland sitzt, gab es immer eine andere Ausgangssituation als in den Großstädten. Wir bekamen oft nicht viel Budget, hatten aber umso größere Erwartungen zu erfüllen. Idee schlägt Budget – das ist wohl die Marketingphrase, die mich am meisten faszinierte und gleichzeitig mehr als alle anderen herausforderte.

Wir bekamen oft nicht viel Budget, hatten aber große Erwartungen zu erfüllen.

GrowSmarter trägt diesen Ansatz im Namen und soll ihn täglich leben. Und auch als Magazin wollen wir smart wachsen. Auf unserer Plattform geht es um Inspiration, um Learnings und Motivation. Jeder Beitrag, ob es ein Hack ist oder ein Interview, hat eine wesentliche Aufgabe: Wir als Agentur und unsere Leser sollen danach schlauer sein als vorher.

Diesen Anspruch, aus sehr wenig sehr viel zu machen, war uns bei der Umsetzung des Magazins wichtig. Wir starten beabsichtigt mit einem kleinen Distributions-Team und einer noch kleineren Redaktion. Die Zeit ist eng bemessen. Werbeausgaben halten wir gering. Wir wollen uns organisch entwickeln – nicht künstlich. Wir sind ein Experiment.

Bei GrowSmarter geht es mir intern und extern um Neugier und Weiterbildung. Es gibt nichts Wichtigeres im Zeitalter der Digitalisierung. Pro Woche verwende ich mindestens 1,5 Arbeitstage für meine persönliche Weiterbildung. Ich höre Podcasts, lese Bücher, schaue YouTube-Videos statt Netflix.

Gestern modern, morgen Geschwätz

Was gestern modern war, “State of Art”, ist schon morgen gehaltsloses Geschwätz. Mentale Beweglichkeit und Agilität sind Eigenschaften, die ich zunächst von mir selbst und dann von unserem Team erwarte. Niemand bei MANDARIN oder GrowSmarter muss alles können. Aber jeder sollte alles können wollen und die Arbeit gerne machen, aus Überzeugung.

Im Schnitt hat nur eine von 40 Bewerbungen bei uns Erfolg.

Im Schnitt hat nur eine von 40 Bewerbungen bei uns Erfolg. Und das sind meistens nicht die Studenten und Studentinnen mit großartigen Uni-Karrieren – sondern Freidenker- und Macher-Typen. Unser Social-Media-Ass bei GrowSmarter hat nie ein Studium beendet. Die Organisatorin des Projekts hat vor zehn Jahren eine Ausbildung bei uns gemacht. Der verantwortliche Redakteur schrieb vorher nur über Sport und studierte ungarische Literatur eigentlich nur auf dem Papier. New Work ist für mich auch, dass Menschen sich erst mit den Anforderungen des passenden Jobs richtig entfalten und sogar über sich hinaus wachsen! Zeugnisse sagen wenig darüber aus, wie gut jemand seinen Job machen wird. Diese modernen Mindsets wollen wir mit GrowSmarter fördern und so manches Unternehmen zum Umdenken bewegen.

Auch deshalb (und weil ich ein Fan vom Podcast von Magnussen und Trautmann bin) ist mir der Begriff “New Work” ein wichtiges Anliegen und eines der beiden Kern-Ressorts von GrowSmarter.

Aus Personaler-Verantwortlichen wurden Marketer

Personal-Verantwortliche mussten in den vergangenen Jahren eine rasante Veränderung des eigenen Berufsbildes bewerkstelligen. Aus administrativen Jobs und der Pflege des Personalwesens sind Marketer geworden, an die hohe kreative Anforderungen im Recruiting und Employer Branding gestellt werden. Vor 15 Jahren hätte wohl kaum jemand etwas unter “HR Analytics” verstanden. Den Begriff “Social Recruiting” gab es sicher in keinem Lexikon. Und wenn doch, dann bedeutete er vor Facebook und Instagram etwas völlig anderes als heute. Mit GrowSmarter wollen wir auch HR-Verantwortliche bei Veränderungsprozessen begleiten.

Als ich mich entschied, gemeinsam mit unserem Team das Projekt GrowSmarter zu realisieren, schrieb ich mir ein Wort an die Wand: MACHEN. Wir wollen als Agentur nicht mehr nur teilhaben, sondern selber neue Schwerpunkte setzen. Daran, und natürlich an der Leser-Zufriedenheit werden wir den Erfolg von GrowSmarter bemessen.