1 Million Views mit einem Bewerbungsgespräch
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1 Million Views mit einem Bewerbungsgespräch

Heineken suchte nur einen Mitarbeiter - und fand stattdessen ein Millionenpublikum. Eine zeitlos geniale Idee, oder wie man sagen könnte: Die Champions-League des Recruitings.

von Hannes Hilbrecht

Briefing:

  • Unternehmen: Heineken
  • Jahr des Hacks: 2013
  • Ort: Amsterdam
  • Branche: Getränke/ Lebensmittel
  • Disziplin: Recruiting
  • Problem: Eine virale Recruiting-Kampagne
  • Lösungsansatz: Der Kandidat.

Ausgangslage: Kaum ein Unternehmen macht so konstant so gute Werbung wie die niederländische Brauerei Heineken. Ihre Videos sind ein viraler Hit, politische und gesellschaftliche Aussagen werden mit Witz und starken Pointen verpackt. Ein Beispiel: Die Kampagne "The Cliche", die sich auf Brasilien fokussierte. Männer bekamen dort das Angebot, ihre Frauen und Freundinnen für mehrere Tage in ein Spa zu schicken. Während der Zeit konnten sie ungestört mit VIP-Tickets ein großes Public Viewing in Sao Paolo besuchen. Dumm nur, dass die Frauen nicht in ein Spa, sondern nach Mailand direkt ins Stadion geschickt wurden. Die Aussage des dreiminütigen Clips stellte gängige Klischees und Rollenbilder infrage: "Warum glaubst Du, dass sie sich nicht für Fußball interessiert?" Im konservativen Brasilien eine sehr mutige Kampagne.

Herausforderung: Auch für das eigene Recruiting eine ungewöhnliche Kampagne entwickeln - die nicht nur Bewerber für das Unternehmen als Arbeitgeber begeistert, sondern auch virale Strahlkraft entwickelt. 

Die Umsetzung: Verschiedene Jobbewerber mussten sich einem ungewöhnlichen Interview stellen. Entweder brach ein Feueralarm aus und das Bürogebäude musste evakuiert werden, oder der Personaler kollabierte mit gesundheitlichen Problemen. Die entsprechenden Bewerber-Reaktionen wurden aufgezeichnet. Mitarbeiter durften anschließend über den am besten reagierenden Bewerber abstimmen. Dieser wurde vor einem Fußballspiel zu seinem neuen Job gratuliert - öffentlich auf der Anzeigentafel.

Der Erfolg: Die Kampagne wurde erfolgreich in den sozialen Medien und auf YouTube ausgespielt. Allein ein Video durchbrach die Schallmauer von 1-Million-Klicks mühelos. Viele andere Clips, die von anderen Kanälen hochladen wurden, sammelten auch View um View. Die Kampagne kam dabei durchweg positiv an und erzielte eine starke Wirkung auf den eigenen Employer Brand.

Besonders smart:

Heineken nutzte seine Stellung als Champions-League-Sponsor aus, um die Kampagne medienwirksam zu inszenieren. Auch die Mitarbeiter in ein Voting einzubeziehen, war ein schlauer Move.

Zum Abschauen:

Solche Kampagnen kann natürlich nicht jedes Unternehmen umsetzen. Dennoch lassen sich zwei Learnings ableiten. A) Das Einbeziehen der Mitarbeiter in manche Personalentscheidungen kann nicht nur den Entscheidungsprozess optimieren, sondern motiviert auch die Angestellten durch Teilhabe. B) Stelle Bewerber in Bewerbungsgesprächen vor unkalkulierbaren Situationen. Die Reaktionen werden sehr viel über die Persönlichkeit aussagen.

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