#BusinessBall: Talent-Tipps aus der NFL
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#BusinessBall: Talent-Tipps aus der NFL

Die National Football League ist die unsozialste Sportliga der Welt. Doch trotz des harten Geschäfts kann sie zu humanen Personalideen inspirieren. 3Learnings.

von Hannes Hilbrecht
Ein Footballer während des Trainings. © Timothy Eberly Unsplash

Die Eier fliegen wieder durch den amerikanischen Luftraum. Die National Football League (NFL) startet wie üblich am zweiten Wochenende im September. Bis zum Super Bowl im Februar kämpfen 32 Mannschaften um den etwa 29 Zentimeter langen Football.

Die Sportart fasziniert mit spektakulären Szenen, taktischer Raffinesse und Dynamik Millionen Fans. Bis zu 150 Kilo schwere Abrissbirnen balgen sich auf dem Field Turf. KunstrasenDoch es gibt viele Dinge, die den Spaß trüben. Ein kurzer Auszug:

Der Sport ist gefährlich. Die vielen Concussions machen aus den Gehirnen der Spieler manchmal "Matsch". Die Folgen: Einige Selbstmorde oder anderweitige Gewaltausbrüche ehemaliger Stars. Und ein Film mit Will Smith.

Eine politische Haltung der Spieler ist nicht erwünscht. Colin Kaepernick, der friedlich gegen Rassismus protestierte, indem er während der Nationalhymne kniete, fand danach kein neues Team.

Die Nähe zu Donal Trump. Manche NFL-Offizielle schmiegen sich sehr eng an den US-Präsidenten.

Die Unsicherheit für die Spieler. Jedes Jahr rutschen hunderte Profis in die Arbeitslosigkeit, sobald die Teams ihre Kader von 90 auf 53 Spieler stutzen. Und sehr oft sind die vermeintlich üppigen Mehrjahresverträge nicht garantiert. Wer sich verletzt, hockt schnell am Straßenrand.

Trotz der vielen Missstände ist die NFL kurioserweise auch ein Sammelplatz der guten Personalideen. Der Hintergrund: Durch die Gehaltsobergrenze können die Mannschaften nicht alle Stars bezahlen. Sie müssen ihre besten Spieler regelmäßig durch junge Talente ersetzen. In der sogenannten Draft Hier werden die besten Talente in 7 Runden ausgewählt. dürfen jedoch zunächst die schlechtesten Teams die besten Talente rekrutieren. Der “War of Talents” verläuft im Football noch härter als in der deutschen Wirtschaft. Nur, dass Geld in der NFL nicht hilft. Die sogenannten Franchises, die “Vereine”, müssen sehr kreativ sein, um erfolgreich zu bleiben. Und das sind sie. #3Learnings

1. Einzigartiges Hochschul-Recruiting

College Football ist irre. In manchen Provinzstädten wie Ann Arbor (Michigan) oder Tuscaloosa (Alabama) pilgern über 100.000 Zuschauer wie Ameisen in die örtlichen Stadien. Mit Football und Basketball verdienen Universitäten Milliarden Dollar. Vor allem aber speist der Hochschulsport die NFL mit Talent. 

Am College werden die Stars von morgen "geboren". Zehntausende junge Spieler stehen auf den Plätzen. Ganze Abteilungen der Profiteams beobachten und scouten die Athleten. Sie erstellen ausführliche Profile. Ihr aktueller und potenzieller Wert als Spieler wird mithilfe von Advanced Stats (erweiterten Statistiken) prognostiziert. Manchmal sind die NFL-Teams den College-Absolventen näher als deren Eltern. 

Doch was können Unternehmen adaptieren, die nicht einmal ein Prozent der Ressourcen eines Football-Franchise haben?

Sie müssen Wege finden, die Talente von relevanten Kandidaten noch während ihres Studiums zu erkennen. Je früher Unternehmen den Nachwuchs finden, desto stärker ist dieser für Job-Offerten empfänglich. Der große Benefit: Junges Talent bringt nicht nur Potenzial und neue Energie. Es ist auch – zumindest in den ersten Jahren – relativ günstig. In der NFL schaffen diese Spieler den Gehaltsspielraum für teure Stars.

Drei Doings, wie Unternehmen Hochschultalente für sich erschließen können:

  • Projektbezogene Kooperationen. Das können Sponsorings für Exkursionen und Veranstaltungen oder die direkte Hilfe bei Projekten sein. 
  • Das Einstellen von Werkstudenten. Entwickeln Unternehmen für diese Mitarbeiter besonders passende und zufriedenstellende Jobs, ist die Chance hoch, dass die Studenten ihre positiven Erfahrungen mit ihren Kommilitonen teilen. Außerdem sind gute Werkstudenten potenzielle "Recruiter“.
  • Ganz simpel: Kontakte zu relevanten Professoren und Dozenten (oder Lehrern) aufbauen und pflegen – sie als "Scouts" anwerben.

2. Mitarbeiter – Stärken und Schwächen auf einem Blick

American Football ist die googlische Datenkrake der Sportwelt. Die Sammelwut erschließt immer wieder Claims, die zuvor noch nicht statistisch betrachtet wurden. Es gibt sogar Erhebungen, die mehr nach kalifornischen Gangster Rap klingen als nach Zahlen: EPA und DVOA zum Beispiel. Das Ziel: Den tatsächlichen Wert eines Spielers verstehen.

Fast alle NFL-Teams arbeiten mittlerweile mit diesen Formeln. Sie wissen ganz genau, was ein Spieler kann und was er nicht beherrscht. Wie schnell er läuft, wie beweglich er ist, unter welchem Stress er zu Fehlern neigt.

So extrem wird es in den meisten Unternehmen hoffentlich nie laufen. Trotzdem sollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter noch besser einschätzen, also die Stärken und Schwächen eruieren und greifbar aufbereiten. Dabei geht es vor allem darum, die Mitarbeiter durch gezieltes Coaching und Training zu supporten. 

Ein weiteres, wichtiges Buzzword: Produktivität. 

Je genauer die Qualitäten der Mitarbeiter mit ihren Aufgaben gematcht werden, desto effizienter können Unternehmen sie einsetzen. Doch wie entscheiden Führungskräfte, welcher Mitarbeiter für welches Projekt ausgewählt wird? Oft sind die “Daten”, die wir nur aus Erfahrungen gewinnen, nicht sehr valide. Es entscheidet das Bauchgefühl.

Zum Verständnis: Eine Tischlerei mit nur vier Mitarbeitern kann genau abwägen, welcher Mitarbeiter effektiver Fenster austauscht und wer wiederum am schnellsten und saubersten Parkettböden verlegt. Doch in einem Unternehmen mit 20 Mitarbeitern ist die perfekte Auftragserteilung deutlich schwieriger. 

Zumal sich Fähigkeiten der Mitarbeiter verändern. Nur Unternehmen, die ihre Mitarbeiter präzise einschätzen und diese "Bewertung" fortlaufend aktualisieren, können ihr Personal ideal weiterentwickeln und einsetzen.

Doing: Visualisiere die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter, und zwar so, dass sie für dein Unternehmen schnell abrufbar sind.

3. Nutze das Prinzip des Drafts

Der US-amerikanische Öl-Konzern NOV nutzte das Prinzip des Drafts für seine HR. Vielversprechende Kandidaten durchliefen in diesem Experiment alle Abteilungen des Unternehmens. Sie sollten alle wesentlichen Bereiche und Teams kennenlernen.

Am Ende des Prozesses durfte die Abteilung, die zuvor die stärksten Personalprobleme hatte, als erste Unit ihr Wunschtalent auswählen. Das Prinzip dahinter: Die Bereiche, die am meisten starken Nachwuchs brauchen, sollten diesen als erste bekommen. Erfolgreiche Units können hingegen auch ungeschliffenes Talent aufnehmen und weiterentwickeln. 

Großer Vorteil: Die Kandidaten konnten sich in mehreren Ressorts beweisen und herausfinden, in welchen Jobs sie am talentiertesten sind.

Doing: Egal, ob neue Kandidaten oder bestehende Mitarbeiter: Sorge dafür, dass die besten Talente auch die schwierigsten Aufgaben bekommen.

Die komplette Story gibt es hier ausführlich auf GrowSmarter.de.

Hinweis: Am 26.09. feiert MANDARIN MEDIEN seinen Start in Rostock mit einem großen Kickoff-Event. Einer der Talent-Speaker: Der deutsche Football-Executive Jens Putzier, der erklärt, wie man Charakter findet. 

Zum Event:

In diesem Artikel
Hannes Hilbrecht

Hannes, Jahrgang 1993, gestaltet Content-Marketing-Projekte für die Digital-Agentur MANDARIN MEDIEN. Schrieb zuvor für Medien wie ZEIT ONLINE, den Berliner Tagesspiegel oder NDR.de. Ist nebenbei Fußballkolumnist. Erzählt jedem, den er trifft, dass er LeBron James interviewt hat. Für euch erreichbar unter: hannes.hilbrecht(ett)growsmarter.de

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