Die sleeperoo-Chroniken
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Die sleeperoo-Chroniken

Karen Löhnert hatte einen sicheren Job in der Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens. Den hat sie für ihr Start-Up sleeperoo aufgegeben. Was sie seitdem gelernt hat? Ihre #3Learnings.

von Hannes Hilbrecht
© Michaela Kuhn, LICHT FORM ARTE

1. Flexibilität ist alles

Ich dachte, ich sei vorbereitet.
 
Vor dem Start meines sleeperoo-Projekts Flexible Wohnwürfel mit Panoramafenstern, die an besonderen Orten aufgestellt und für Übernachtungen gebucht werden können. hatte ich viele Jahre in der Geschäftsführung von agilen Unternehmen gearbeitet. Ich musste Strategien abwägen, Entscheidungen treffen, mich jedes Jahr mit der Veränderung von Geschäftsprozessen auseinandersetzen. Aber auf das Führen eines Start-Ups hat mich das alles nicht vorbereitet – zumindest nicht so richtig.
 
In einem Start-Up musste ich zunächst verstehen, dass das, was gestern absolut richtig war, schon morgen absolut falsch sein kann. Viele Mitarbeiter oder Neulinge, die in einem Start-Up arbeiten wollen, scheitern an dieser Erkenntnis. Sie kennen und vertrauen festen Strukturen. Hängen an Plänen und an gewohnten Abläufen. An sowas wie Soll-Ist-Meetings oder der Abrechnung im letzten Quartal. Doch solche Strukturen gibt es in Start-Ups oft nicht sofort. Sie bauen sich erst langsam auf. Und daran scheitern viele gut ausgebildete Mitarbeiter. Flexibilität und die Fähigkeit zur Veränderung sind die wichtigsten Charaktereigenschaften in jungen Unternehmen.
 
Diese Skills braucht es auch bei Entscheidungen. Diese müssen zügig getroffen werden, weil sich die Lage ständig ändert. Ich habe mich nachträglich oft über meine Zögerlichkeit geärgert. Deswegen treffe ich Entscheidungen mittlerweile mutiger und vor allem: schneller.
 
Ein Beispiel: Ich werde häufig zu Pitchrunden oder Messen eingeladen. Heute sage ich: Am besten nicht zögern, sondern immer hingehen. Natürlich muss ich immer priorisieren, was für mich am meisten Sinn macht. Aber grundsätzlich gilt die einfache Prämisse: Machen und Tun. Das Netzwerken und die Präsenz vor Ort sind für Start-Ups nämlich extrem wichtig. Bleibt man fern, verpasst man vielleicht den ersten Kontakt zu seinem Traum-Investor.
 
Key-Learning: In jungen Unternehmen kann es keine gewachsenen Strukturen geben. Es braucht die Flexibilität und den Mut zu direkten Entscheidungen.

2. Nicht der Ort ist wichtig, sondern die Macher dahinter

Unsere sleeperoo-Spots sind für unsere Projekt das Wichtigste. Ich meine damit die magischen Orte, an denen wir unseren mobilen Design-Sleep-Cube aufstellen. Museen, schöne Aussichtsplätze in Großstädten, die Idylle in Wäldern und an Stränden – ungewöhnliche Specials für eine einmalige Übernachtung. Doch gerade in Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern ist die Umsetzung dieser Ideen schwierig. Viele träumen von einer Nacht am Strand, wir bei sleeperoo übrigens auch. Doch einsame Strandnächte sind durch kommunale Verordnungen und Gesetze kaum möglich.
 
Wir haben deshalb sehr lange an unserer Akquisestrecke für die sleeperoo-Spots gefeilt. Wir gingen klassisch über die Kanäle des Destinationen-Marketings, fanden tolle Orte und suchten den Kontakt zu den Entscheidern. Doch häufig taten wir das vergeblich. Die tollsten Ideen und Sports stellten sich oft als nicht realisierbar heraus. Waren es Plätze und Räume unter kommunaler Verantwortung, scheiterten die – für beide Seiten – spannendsten Projekte und Ideen an dem Willen und der mangelnden Beweglichkeit der Entscheider vor Ort. Waren Führungskräfte am Werk, die keinen Mut für Neues hatten und denen es an Fantasie fehlte, wurden Chancen verspielt. Und nicht nur das: Wir verloren Zeit, weil unsere Akquise-Strategie nicht aufging.
 
Wir erkannten: Die Macher hinter den möglichen Spots sind für uns oft wichtiger als die Plätze selbst. Heute suchen wir nicht mehr nur den Ort, sondern auch die Möglichmacher. Wir passten unsere Strategie komplett den Realitäten an. Recherchieren nun vorher intensiv, wer die Entscheidungen trifft und klären frühzeitig, ob die "Politik" involviert ist.
 
Key-Learning: Jede Strategie braucht permanente Anpassungen. 

3. Nachts im Museum

Das Wismarer phanTechnikum ist ein spannendes Museum. Hier werden nicht nur historische Exponate ausgestellt, sondern auch Experimente zum Mitmachen angeboten. Das phanTechnikum ist ein Mitmachmuseum. Und es war auch schon eine sehr erfolgreiche Location für eine Erlebnisnacht im sleeperoo. Der Cube stand mitten im Museum, und viele Kinder, Eltern, Großeltern und andere Museumsfans verbrachten eine einmalige Nacht in Wismar. Nachts im Museum, genauso wie der bekannte Hollywoodfilm, nur mit etwas weniger Action. Dieser Spot und Schlafplatz war so beliebt, dass es für die Übernachtungen lange Wartelisten gab. Es ging sogar soweit, dass Museumsmitarbeiter, die auch unseren Cube im Museum ausprobieren wollten, einfach keine Chance bekamen. Weil die Kundennachfrage so hoch war.
 
Was wir zunehmend erkannt haben und in unserem B2B-Marketing kommunizieren: Den großen Wert, den unser Angebot für andere Marken schafft. Unsere sleeperoo-Gäste inszenieren die Spots und Orte in den sozialen Medien. Euphorische Gäste teilen ihre Erlebnisse und locken über Mund-zu-Mund-Propaganda neue Besucher an. Und manchmal entsteht sogar PR, wenn man etwas ganz Neues wagt. Im phanTechnikum waren mehrere Fernsehteams zu Gast, die landesweit über die "Nacht im Museum" berichteten. Die Neugier und der Mut zu neuen Ideen wurde belohnt – für beide Seiten.
 
Key-Learning: Es geht nicht nur um eine bloße Kooperation, sondern um eine gewinnbringende Symbiose mit den Partnern. Win Win heißt die Devise. So verkaufen wir unserer Produkt an unsere Partnerunternehmen und schaffen für die sleeperoo-Gäste einmalige Erlebnisse.

In diesem Artikel
Hannes Hilbrecht

Hannes, Jahrgang 1993, gestaltet Content-Marketing-Projekte für die Digital-Agentur MANDARIN MEDIEN. Schrieb zuvor für Medien wie ZEIT ONLINE, den Berliner Tagesspiegel oder NDR.de. Ist nebenbei Fußballkolumnist. Erzählt jedem, den er trifft, dass er LeBron James interviewt hat. Für euch erreichbar unter: hannes.hilbrecht(ett)growsmarter.de

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