Prime Time fürs Recruiting
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Prime Time fürs Recruiting

Der Dezember ist der Monat, in dem die Competition im Recruiting am niedrigsten ist. Eine goldene Chance für jede Firma, die Top-Talente sucht  – schreibt Gastautor Dr. John Sullivan.

von Dr. John Sullivan
Eine sonnige Zeit für Personaler: Sie sollten nicht nur Tannenbäume, sondern auch Top-Talente besorgen. @ Denise Johnson on Unsplash

Wir müssen eines verstehen: Recruiting ist der direkte Wettkampf zwischen zwei oder mehreren Firmen. Solltest Du für eine Firma rekrutieren, die eine weniger starke Employer Brand als Google oder Facebook besitzt, fokussiere Dein Recruiting also auf Zeiten, in denen der Wettbewerb möglichst klein ist.

Die Zeit mit der wenigsten Competition um neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beginnt Ende November und endet Neujahr. In den USA und vielen anderen westlichen Industrieländern ist der Wettbewerb zu dieser Zeit sogar bis zu 35 Prozent kleiner als im nächstschwächsten Monat.

Wenn Du in einem Unternehmen für das Recruiting zuständig bist, solltest Du den Dezember als goldene Chance für die Personalsuche wahrnehmen.

Smarte Firmen, die in dieser Zeit rekrutieren, könnten fantastische Talente gewinnen. Talente, die sie in anderen Monaten nicht bekommen würden, wenn das Konkurrenz-Niveau auf einem ganz anderen Level ist.

Die 7 Top-Vorteile des Dezember-Recruiting

Das geringe Competition-Level ist nur ein Vorteil. Hier kommen weitere, nach Wichtigkeit sortiert:

  • Viele Konkurrenten haben am Ende des Jahres kein Personalbudget mehr. Sogar Powerhouse-Recruiting-Machines wie Google können nicht anstellen, wenn ihr Headcount am Ende des Fiskaljahres erschöpft ist. Die meisten Unternehmen können also erst am 1. Januar wieder mit dem Recruiting beginnen. Ein weiterer Vorteil: Je weniger Stellenanzeigen es gibt, desto auffälliger sind die eigenen Postings.
  • Manche Firmen stellen ihre Bemühungen komplett ein. Gerade Technikfirmen "freezen" ihre Hiring-Operationen. Der Grund: Die letzten zwei Wochen im Jahr machen sie Urlaub und damit die Büros dicht.
  • Viele Angestellte überdenken am Ende des Jahres ihre Zukunft. Die besten Recruiting-Kandidaten denken vorwärtsgewandt. Es ist so: Die meisten Top-Kandidaten haben einen Vollzeitjob und suchen nicht aktiv. Trotzdem evaluieren sie ihre persönliche Lage fast ausnahmslos zum Ende des Jahres. Sie fragen sich, ob sie den aktuellen Job noch weitermachen wollen. Smarte Unternehmen erkennen darin einen Vorteil. Sie zeigen genau diesen Menschen, die nicht aktiv suchen, aber gewiss über einen Wechsel nachdenken, eine Möglichkeit zur Veränderung auf. Außerdem bedeutet die Advents- und Weihnachtszeit ja noch etwas Anderes: Reisestress, exzessives Shoppen, teure Weihnachtsparties. Viele Top-Kandidaten gelangen durch die kostspieligen Aktivitäten zu der Erkenntnis, dass sie zu wenig Geld verdienen. Es gibt keine bessere Zeit, Bewerber anzusprechen, die mit dem Gehalt unzufrieden sind. Und denke daran: Nicht alle Menschen feiern Weihnachten. Diese Kandidaten haben besonders viel Zeit, um über einen neuen Job nachzudenken.
  • Hiring-Manager sind mit anderen Themen ausgelastet – die Personalentscheidung Deiner Mitbewerber dauern also länger. Im Dezember haben Hiring-Manager die gleichen Zeitprobleme wie alle anderen. Sie sind abgelenkt von Einkäufen, Weihnachtsfeiern und Familien-Bedürfnissen. Als Folge haben sie weniger Zeit, sich richtig um das Recruiting zu kümmern. Dieser Mangel an Aufmerksamkeit zieht Personal-Entscheidungen in die Länge. das kannst Du nutzen, Interessante Kandidaten vielleicht noch rechtzeitig vorher abzufangen. Triff Deine Hiring-Entscheidungen möglichst innerhalb von zehn Tagen.
  • Deine Recruiting-Zielpersonen haben mehr Zeit für sich. Unmittelbar vor und während der Feiertage gibt es keine großen Konferenzen, internen Schulungen oder große Unternehmens-Meetings. Job-Kandidaten müssen sich nicht lange auf diese Termine vorbereiten. Sie können sich mehr mit ihrer persönlichen Situation beschäftigen. Ebenfalls wichtig: Die besten Kandidaten, also die wissbegierigen und immer lernenden, haben mehr Zeit für Recherchen. Sie stoßen eventuell auf Deine Firma und Dein anziehendes Employer Branding. Kandidaten, die im Dezember ihren Jahresurlaub aufbrauchen, haben zudem ausreichend Kapazität für Telefonate und Vorstellungsgespräche.
  • Deine Zielpersonen sind einfacher über Social Media zu erreichen. Fast jeder ist zwischen den Feiertagen in den sozialen Netzwerken aktiv. Die Leute checken Nachrichten von Freunden und der Familie. Es gibt also eine gute Chance, dass sie Deine Messages und Botschaften wahrnehmen – und auch darauf reagieren. Außerdem werden viele Angestellte die freien Stunden nutzen und ihre LinkedIn-Profile aktualisieren.
  • Der Dezember ist der "Easy-Excuse-Monat" für Bewerber. Das heißt: Jeder im Büro, auch der Chef, versteht, wenn ein Mitarbeiter mal kurzfristig in die Stadt muss, weil eine wichtige Besorgung ansteht. Eine gute Zeit für einen langen Lunch mit einem Recruiter oder ein formales Vorstellungsgespräch.

Die To-Do-Liste für Unternehmen

Du willst im Dezember Leute anstellen? Das sind mögliche Schritte, die Du sofort einleiten kannst:

  • Informiere Deine Hiring-Manager über den niedrigen Wettbewerb. Überzeuge sie, damit sie Zeit und Budget in den Dezember-Recruiting-Push investieren.
  • Animiere Deine Angestellten zu Referrals. Auch Deine Angestellten und Kollegen haben extra Zeit. Und sie werden in den Social Media während der Feiertage aktiv sein. Ermutige sie dazu, dass sie Dein Unternehmen als Arbeitgeber empfehlen.
  • Nutze die mobilen Plattformen. Die Kommunikation über mobile Devices ist in der Weihnachtszeit effektiver. Auch, weil jeder Nachrichten und Mitteilungen von Freunden und Bekannten erwartet. Erreiche sie über Video und Text auf den Smartphones. Denn das tragen sie auch während der Feiertage 24/7 mit sich rum.
  • Vergesse nicht, die Studenten anzusprechen. Auch sie haben eine Pause und sind nicht mit akademischen Aufgaben überladen. Auch reisen viele von ihnen über Weihnachten in ihre alte Heimat. Übrigens: Die meisten Unternehmen werben im Frühjahr an den Universitäten. Im Dezember hingegen ist die Konkurrenz überschaubar.
  • Denke an die berufstätigen Heimkehrer. Die Rückkehr von Arbeitnehmern in die alte Umgebung eröffnet eine seltene Recruiting-Chance. Viele attraktive Kandidaten fahren für die Feiertage nach Hause. Diese Besuche sorgen dafür, dass einige über eine dauerhafte Heimkehr nachdenken. Zum Beispiel, um näher bei der Familie zu sein.

Finale Gedanken:

Schwimme gegen den Strom. Handele antizyklisch. Anstatt Deine Recruiting-Bemühungen wie Deine Konkurrenz einzustellen, starte eine Kampagne und nutze eine Zeitspanne aus, in der die Konkurrenz klein ist. Begreife den Dezember als emotionalen Monat, in dem potenzielle neue Mitarbeiter intensiv über ihren Karrierestatus, ihren Lebenspfad und ihre Zukunft nachdenken.

Und zuletzt, verstehe, dass sich Recruiter in keiner Weise bei den Kandidaten reindrängeln. Im Gegenteil: Sie bieten aufregende Möglichkeiten, die das Leben verändern können. Das "Geschenk eines neuen Jobs" kostet den Angesprochenen nichts. Im Gegenteil: Für ihn und seine Familie kann der neue Job für viele Jahre ein tolles Benefit sein.

Quelle: Artikel erschien in englischer Sprache auf der Website von Dr. John Sullivan.

In diesem Artikel
Dr. John Sullivan

Dr. John Sullivan ist Professor, Berater, Buchautor und Blogger im HR-Management. Sullivan lebt im Silicon Valley und konzentriert sich in seinen Arbeiten vor allem auf das Recruiting von Top-Talenten.

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