Überheblichkeit kann funktionieren
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Überheblichkeit kann funktionieren

Christoph Sollich ist Pitch-Doctor aus Berlin und ein Meister der Selbstpräsentation. Wir haben gefragt, wie man den Spagat zwischen Schaumschlagen und Understatement bewältigt.

von Kevin Friedersdorf
Christoph Sollich ist der Pitch-Doctor. © Christoph Sollich

Christoph, es gibt bei der Vermarktung und Präsentation von Produkten (oder von einem selbst) immer den Spagat zwischen Understatement und Schaumschlagen. Wie kann man mit eigenen Stärken angeben, ohne unsympathisch, arrogant und überheblich zu wirken?
Grundsätzlich ist natürlich nichts falsch daran, unsympathisch, arrogant und überheblich zu wirken. Solange es beabsichtigt ist. Denn das ist die erste Regel des Präsentierens: Nichts ist grundsätzlich schlecht, es muss nur zur Strategie passen! Und wenn "unsympathisch, arrogant und überheblich" das (Personal) Branding ist – großartig. Das hat schon für Muhammad Ali ("I am the greatest!") gut funktioniert.

Wenn es nun aber nicht beabsichtigt ist, will man natürlich vermeiden, so wahrgenommen zu werden. Und dann gilt: Man kann alles behaupten, sollte aber besser Belege dafür mitbringen. Wenn ich also der/die Beste in etwas bin, sollte ich das mit konkreten Beispielen beweisen. Hier gilt wie in jeder Pitch-Situation, dass man das Gegenüber vor allem emotional überzeugen muss. Meine Geschichte und mein Auftreten müssen Vertrauen in meine Versprechen vermitteln.

Bei Produkt-Pitches gibt es oft die Situation, dass Firmen behaupten, ihr Produkt sei nun mal besser als vergleichbare Produkte riesiger Unternehmen wie IBM oder Google. Da das im ersten Moment eher unwahrscheinlich klingt, sollte man sehr gute Belege dafür haben. Die beste Methode ist dabei mit Sicherheit das eigene Produkt (und evtl. als direkten Vergleich auch die Konkurrenz-Produkte) live und in Aktion zu präsentieren. 

Wenn das nicht möglich ist, kann man "indirekte" Argumente liefern: Verfolgen wir einen grundsätzlich besseren technologischen Ansatz? Welche Kunden haben verglichen, und sich für unser Produkt entschieden? Warum ist unser Team so gut, dass es dieses fantastische Produkt bauen konnte? Was sagt die Presse über uns? Welche Auszeichnungen haben wir mit dem Produkt gewonnen?

Und wenn man also Belege für die eigene Großartigkeit oder die des Produktes vorweisen kann, sollte man noch eine letzte Sache bedenken. Menschen glauben Dinge eher, wenn sie selbst darauf gekommen sind. Das heißt, wenn ich meinen Zuhörern sage, "Ich bin großartig", sind die Zuschauer skeptischer.  Ich muss ihnen also Gründe geben, zu glauben, dass ich großartig bin. Sie müssen selbst zu der Erkenntnis kommen: "Hey, dieser Christoph ist großartig."

Quick & Dirty:

Meine ungefilterte wöchentliche Arbeitszeit: Wird die Reisezeit hier schon mitgezählt, oder ist das Urteil noch nicht rechtskräftig? :-) Insgesamt schwankt es, denke ich, zwischen 30 und 60 Stunden, mit 45 Stunden im Schnitt.

Mein Lieblingstool: Die Dusche. Da habe ich immer die besten Ideen. Deshalb bin ich gerade in eine Wohnung mit zwei Duschen gezogen – doppelt so viel Potential für Kreativität.

Diese Personen inspirieren mich: Menschen, die unheimlich gut Geschichten erzählen können. Da ist der Inhalt der Geschichte (witzig, traurig, spektakulär, alltäglich, …) genauso egal wie das Format (Lagerfeuer, Buch, Film, Lied, …).   

Meine größte Herausforderung im kommenden Jahr: Mehr Arbeit von anderen machen lassen, damit ich mich noch mehr auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann.

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Kevin Friedersdorf

Ist Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur MANDARIN MEDIEN. Seit September 2018 ist er Herausgeber von GrowSmarter.

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