4 Hacks, um die Kreativität anzukurbeln
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4 Hacks, um die Kreativität anzukurbeln

Jeder kennt sie, jeder hasst sie: Die Dürre im Kopf. Unser Autor zeigt vier ungewöhnliche Ideen, wie er seine Kreativität wieder ankurbelt. 

von Hannes Hilbrecht
© Photo by Gozha Net on Unsplash

Mein Vater besitzt einen waldgrün lackierten Normag-Traktor, Baujahr 1949. Obwohl mich motorisierte Vehikel sonst nicht mitreißen, beschert mir das melodische Antrommeln (Tuck, Tuck, Tuck) des Motors noch immer Gänsehaut. Das blöde an diesem Traktor: Ich musste ihn als Kind ab und zu andrehen. Die Kurbel wurde vorne in den Motorraum gesteckt und dann hieß es drehen, drehen, drehen. Bis der Motor irgendwann auftuckerte und mein Herz vor Freude gleich mithüpfte. Als hüftsteifes Kind ohne erkennbaren Bizeps konnte ich übrigens besonders lange drehen, ohne auch nur ein Wimmern von der Maschine zu ernten.

Es ist also wie manchmal im Büro. Man kurbelt, kurbelt und kurbelt nach einer neuen guten Idee und das einzige, was man aus dem eigenen Kopf herausgewrungen bekommt: ein leises Röcheln. Ich habe für mich vier Strategien entwickelt, wie der eigene Motor ganz schnell wieder läuft.

1. Separate your day

Nicht nur in der GrowSmarter-Kolumne BusinessBall versuche ich aus dem Weltsport für den eigenen Job zu lernen. Ich frage mich oft: Welche Strategien, Techniken und Erfolgsgeschichten kann ich aus dieser ganz anderen Welt für den Arbeitsalltag adaptieren. Ein aktuelles Beispiel: der Acht-Stunden-Tag. Der ist ja prinzipiell gar nicht so schlecht und sehr viel besser als der Zwölf-Stunden-Tag. Aber macht er in meinem Beruf überhaupt Sinn?

Sportprofis trainieren ja auch nicht acht Stunden am Stück. Das wäre Belastungssteuerung für Idioten. Aber wieso arbeite ich dann trotzdem fast alles in einem Rutsch ab, obwohl ich theoretisch die Möglichkeit habe, es anders zu machen? Ich könnte meine mentale Belastung effizienter steuern und in bekömmliche Häppchen splitten.

Der simpelste Hack dafür: Ich gehe mittlerweile in der Mittagspause laufen. Dann duschen. Dann essen. Ein bis zwei Stunden teilen dann meinen Arbeitstag. Und das ist absolut sinnvoll. Nach so einem Break, der seinen Namen auch verdient, fühle ich mich mental erholt. Mein Körper hat Stress abgebaut und sitzt ruhig da, ohne die üblichen Muskelzuckungen. Und am allerwichtigsten: Die zwei Stunden in der Mittagspause wurden ja trotzdem aktiv genutzt – physisch für den Körper, aber auch  für das geistige Nach- und Vorbereiten der Arbeiten.

45 Minuten auf der Laufstrecke sind zudem die perfekte Fokuszeit. Es sei denn, man ackert durch Berlin und muss vor irren Fahrradfahrern um sein Leben hechten.

2. Die Konsolen-Therapie

Alle Leserinnen und Leser, die seit Ewigkeiten mit dem Kauf einer Spielkonsole liebäugeln, sich aber gegen die Partnerin oder den Partner nicht durchsetzen können: Ich liefere euch jetzt ein gutes Argument. Es heißt: "Abschalten".

Wer permanent unter Strom steht, weiß: Das ist gar nicht so einfach. Und das mit der Arbeit ist manchmal wie bei den Bakterien. Sie entwickelt Resistenzen. Zum Beispiel gegen das früher formidable wirkende Antibiotikum "Netflix and Chill". Die komplette zweite Staffel von Ozarks verbrachte ich mit dem steten Grübeln über ein wichtiges, berufliches Thema. Nur einen Faden fand ich nicht. Weder in der Serie noch im Denken.

Ich brauchte eine neue Abschalt-Strategie und fand sie mit einer Spielekonsole. Anders als beim Bingewatchen bin ich dort nicht der passive Couch-Lümmler, sondern aktiv involviert. Ich muss Tore schießen, Gegenspieler umhauen, Checks fahren. Ich konnte nirgends so gut abschalten wie beim virtuellen Baseball. Acht Innings versuchte ich mit den Seattle Mariners Homeruns zu schlagen und im letzten Abschnitt, nach 45 Minuten Spielzeit, machte es klick. Ich schlug einen Ball mit Wucht über die Tribünen in den Nachthimmel, das aber (leider) nicht im Spiel, sondern auf dem Laptop. Aus dem Nichts hatte sich ein Teasertext, nach dem ich zuvor lange gegrübelt hatte, in meinem Hirn zusammengesetzt. Es war mein etwas anderer Homerun.

Ich fläzte mich vor dem Computer und schrieb ihn runter. Das Gute: Ob Eishockey, Golf oder eben Baseball: Die Ideen kommen regelmäßig, wenn ich an der Konsole den Kopf freimache. Mittlerweile steht neben meinem Spieler-Sessel ein Hocker mit dem aufgeklappten MacBook und einer offenen Evernote-Notiz - weil es so gut funktioniert.

3. Die persönlichen Evergreens

Als ich noch Reporter im Umfeld zweier Profifußball-Mannschaften war, fand ich eine Story besonders bemerkenswert. Ein Stürmer litt an Ladehemmung. Das ist eine dieser schönen wie beliebten Fußballphrasen, die jedoch, wie die meisten dieser Wortspiele, einer genaueren Beobachtung nicht standhalten. Denn dieser Stürmer hatte er mehr als genug Munition, er lud auch mehrmals pro Spiel durch. Doch er setzte seine Schüsse, also seine Patronen, über oder neben das Tor. Er schoss, will man es martialisch besser beschreiben, mit der Schrotflinte auf nagelkopfgroße Ziele.

Als Lösungsstrategie half am Ende nicht nur das zusätzliche Torschuss-Training, sondern eine DVD mit seinem persönlichen Best-Of aus fünf Jahren Profifußball. Die motivierte nicht nur, sondern zeigte auch nochmal, wie er vor einiger Zeit seine meisten Tore schoss. Er lernte aus der Vergangenheit. Tankte Mut und Selbstvertrauen.

Was ich mit diesem Bonmot sagen will: Schaut euch eure alten guten Arbeiten an. Ich lese ständig meine persönlichen Evergreens, weil sie mir im Zweifel eines zeigen: Ich habe es ja bereits mehrmals gekonnt, also werde ich es wieder können.

Einer meiner Evergreens: Schwitzige Hände

4. True-Crime-Medien

Etwa einmal die Woche spüre ich in mir einen Trieb, den ich nicht rational erklären kann: Ich will Mordermittler werden, menschliche Abgründe durchwaten und Rätsel aufklären. Dann fällt mir ein, dass mich schon der Duft von Harzer Käse im Kühlschrank von den Beinen holt und ich Blut auch nicht in Mengen, die ein englisch gegrilltes Entrecote übersteigen, sehen kann.

Das Gute an True-Crime-Medien als kreativer Schleifstein: Man sieht, wie beeindruckend Ermittler um die Ecke denken. Gibt es kriminalistische Strategien, die der eigenen Ideen-Ermittlung dienen könnten? Was kann ich mir für meine eigenen Recherchen abgucken?

In einer Geschichte hörte ich, wie Fluglisten einem Täter zum Verhängnis wurden. Zu der Zeit suchte ich eine noch nicht niedergeschriebene Heldengeschichte einer Amateurläuferin. Ich starrte ziellos in eine sternenlose Nacht. Bis mir die TV-Sendung diesen einen Brotkrumen vor die Füße warf. Ich durchforstete nun Ergebnis-Listen der großen Marathons und fand über Hinweise wie die Zielzeit und der genannten Laufgruppe die perfekte Interviewpartnerin.

In diesem Artikel
Hannes Hilbrecht

Hannes, Jahrgang 1993, gestaltet Content-Marketing-Projekte für die Digital-Agentur MANDARIN MEDIEN. Schrieb zuvor für Medien wie ZEIT ONLINE, den Berliner Tagesspiegel oder NDR.de. Ist nebenbei Fußballkolumnist. Erzählt jedem, den er trifft, dass er LeBron James interviewt hat. Für euch erreichbar unter: hannes.hilbrecht(ett)growsmarter.de

2 Kommentare
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Kevin
20.03.2019
Wie oft würde mir unter dieser Headline immer wieder der Aufguss vom Aufguss lauwarm serviert. Endlich mal was Neues, schonungslos und wie immer unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Zeile. Alles andere als (Harzer) Käse.
Judith
20.03.2019
Danke Hannes für diesen knackigen Artikel mit echten Life-Hacks. Wenn man sich doch von der Aufgabe lösen könnte und den Zeitdruck ausblenden.
Witzig: Ich habe gerade zum ersten Mal Baseball auf der Wii gespielt. Und ich hab mich gefragt, warum nicht schon eher. Es ist wunderbar zum abschalten.

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