Kultur beschleunigt das Business
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Kultur beschleunigt das Business

Sebastian Wild ist Marketer, Development-Experte und war jahrelang Basketball-Coach an einem US-College und im deutschen Profi Basketball. Derzeit führt er das Business Development beim InsureTech Start-up hepster. Seine #3Learnings.

von Sebastian Wild
Basketball und Businesswelt - in einem Bild. © Photo by Mubarak Ismail on Unsplash

1.  Unternehmens-Kultur ist wichtiger als Strategie

Wie Peter Drucker Ein Ökonom, der viele große Werke über Theorie und Praxis des Managements schrieb und als ein Vorreiter der modernen Managementlehre gilt. schon sagte: “culture eats strategy for breakfast.” Damit meinte er nicht, dass die strategische Ausrichtung keine entscheidende Rolle spielt. Vielmehr wollte Drucker damit herausstellen, wie sehr eine starke und gesund-gewachsene Unternehmenskultur, die ihre Mitarbeiter befähigt und intrinsisch motiviert sieht, den eigentlichen Nährboden für nachhaltigen Erfolg bietet. Viele Unternehmen ignorieren das allerdings nach wie vor: Sie identifizieren ihre Strategie, den langfristigen Plan also, als fundamentale Säule.

Heute sind vor allem die Institutionen erfolgreich, die eine flexible und innovative Kultur pflegen. Sie forcieren proaktiv eine positive Grundstimmung, befähigen ihre Mitarbeiter ergebnisorientiert und eigenverantwortlich zu arbeiten. Damit binden sie diese eng an das Unternehmen. Der Weg führt also weg von dem für große Unternehmen typischen "bürokratischen Silodenken". Dabei stehen nicht nur die Skill Sets der Mitarbeiter im Mittelpunkt, sondern auch ihre Persönlichkeit und die Kompatibilität mit den Unternehmenswerten und den Kollegen. Das Resultat: effiziente Kommunikationsstrukturen, Stabilität, höhere Produktivität und nicht zuletzt ein großes Maß an Mitarbeitermotivation. Werte, auf denen sich nachhaltiger Erfolg betten lässt.

Meine Zeit als Basketball-Coach in Deutschland und den USA stärkte meine Überzeugung, dass nichts wichtiger ist als die Kultur einer Organisation. Eine Erkenntnis, die sich auf meine heutige Tätigkeit direkt übertragen lässt. Eines ist ganz klar: Erfolgreiche Teams werden besonders im Sport nicht nach dem individuellen Können der einzelnen Athleten zusammengestellt. Auch die Charakterstärke, Mentalität, Teamfähigkeit, "Lernwilligkeit" und nicht zuletzt die Chemie der einzelnen Spieler ist sehr bedeutend.

Am Ende sollte die Leistungsfähigkeit der Gemeinschaft viel größer sein als die Summe der Einzelspieler-Talente. Es geht nicht nur um einen hohen Spieler-IQ, also die sportliche Intelligenz eines Teammitglieds, sondern um die Mannschaft-Intelligenz. Wir nennen sie "We-Q". 

Die einzelnen Köpfe müssen möglichst gemeinsam denken und handeln. Häufig fragt man sich ja, warum eine Mannschaft mit vielen Stars schlechter spielt als ein nominell schwächeres Team. Teamstärke und andere Charakter-Skills sind eben nur schwer quantitativ messbar. Doch besitzen diese soften Faktoren einen enorm hohen Wert. Spieler, die auf dem Platz unscheinbar auftreten, haben oft einen entscheidende Anteil am Erfolg. Ohne die richtige Teamkultur ist das individuelle Talent fast wertlos.

In den USA wurde das längst erkannt. Unternehmen suchen gezielt unter College-Sportlern nach Absolventen, die diese "Team-First-Mentalität" in ihre Organisation tragen. Denn das, was auf dem Platz gilt, lässt sich auch in der Wirtschaft etablieren.

Key-Learning: Die Basis für nachhaltigen Erfolg ist eine inspirierende Kultur. Grundsätzliche Werte, die nicht nur gedacht, sondern tatsächlich von den Führungskräften getragen und jederzeit vom gesamten Personal gelebt werden.

2. Deine Mitarbeiter sind Deine wertvollste Ressource

In jeder Sportart verändern sich mit der Zeit die Anforderungen an die entsprechenden Spielerpositionen. Centerspieler, die großen Innenspieler im Basketball, waren beispielsweise lange Zeit mit ganz speziellen Aufgaben betraut. Sie sind körperlich größer als alle anderen, also wurde ihnen angewiesen, fast ausschließlich in Korbnähe zu bleiben. Dort sollten sie ihre physischen Vorteile einsetzen. Oft wurde überhaupt nicht erwogen, ob diese Spieler vielleicht viel effektiver agieren könnten, wenn man sie nicht ausschließlich auf Grundlage ihrer oberflächlichen Attribute einsetzen, sondern ihr komplettes Skill-Set betrachten würde.

Genau das passierte in den vergangenen Jahren im Basketball. Erfolgreiche Teams entfernten sich immer mehr von den traditionellen Positionen und den damit verbunden starren Rollen für ihre Spieler. Ersetzt wurde diese Gangart durch "Positionless Basketball". Hier werden die Spieler allein auf Grundlage ihrer Stärken und Schwächen eingesetzt. Ein Konzept, das stark auf den gemeinschaftlichen Erfolg einzahlt. Jeder Spieler bringt ein ganz eigenes Profil mit, welches es zu evaluieren gilt, um das Potenzial möglichst komplett auszuschöpfen.

Auch erfolgreiche Unternehmen spiegeln diesen Ansatz wieder: Je besser eine Organisation die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Mitarbeiters kennt, desto zielführender können diese für den eigenen Erfolg integriert werden.

Es gilt also, Zeit in seine Mitarbeiter zu investieren. Sie wirklich kennenzulernen. Welche Fähigkeiten besitzen sie, was motiviert sie, welche Interessen haben sie - was steckt in ihnen? Eventuell wird ein produktiver Mitarbeiter auf der Position, für die er eingestellt wurde, zu einem absoluten Star, wenn sein Aktionskreis und Aufgabenprofil entsprechend seiner Neigungen und Fähigkeiten angepasst wird. Kann er seine Skills nun noch stärker einbringen, ist er jetzt motivierter? Könnte sich dies im Ergebnis seiner Arbeit und damit im Erfolg des Unternehmens wiederspiegeln? How well do you know your Team?

Außerdem wichtig: Sogenannte Rollenspieler sind in Mannschaftssportarten wie dem Basketball entscheidend. Ein TEAM = Together Everyone Achieves More kann nur erfolgreich sein, wenn wirklich alle Spieler aktiv in das Gefüge integriert sind. In entscheidenden Momenten ist man oft auf genau ihre Leistung angewiesen. Die stärkste "Starting 5" bringt nichts, wenn man sich nicht auf die Bankspieler verlassen kann, weil sie vielleicht unmotiviert, frustriert oder nicht involviert sind.

Gleiches gilt auch in der Wirtschaft: Auch dort machen Mitarbeiter aus den unteren 25 Prozent der Hierarchie den letztendlich ausschlaggebenden Unterschied. Unternehmen sind also gut beraten, ihren Fokus nicht nur auf ihre Top-Performer zu richten, sondern den Wert eines jeden einzelnen Mitarbeiters ein- und wertschätzen zu können.

Key-Learning: In einer Organisation gibt es nichts wertvolleres als die Mitarbeiter. Finde Zugänge zu ihnen. Lerne sie kennen. Verstehe, was sie motiviert und wie du ihr (verborgenes) Potenzial erschließen kannst. You’re only as good as your Team!

3. Goal Setting - Setze kurzfristige Ziele und bleibe flexibel

Als Coach war es mir immer wichtig, kurzfristige, messbare und erreichbare Ziele vorzugeben. Das motiviert jeden Spieler und damit die gesamte Mannschaft. Es macht den Erfolg sichtbar und greifbar. Stück für Stück erarbeiten wir uns gemeinsam den Erfolg. Oft waren die Ziele so definiert, dass sie innerhalb von Tagen erreichbar waren - im nächsten Training, spätestens im kommenden Spiel. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen der Erfolg ausbleibt und die gesteckten Ziele nicht erreicht werden. In diesem Fall sind kurzfristige Ziel noch wertvoller. Sie versorgen das Team mit ständigem Feedback. Wir erkennen: "Halt! So bewegen wir uns nicht in die angestrebte Richtung. Was muss korrigiert werden?"

Natürlich braucht es auch große Ziele und Perspektiven. Gerade zum Jahresstart kommunizieren Unternehmen in Kick-Off-Meetings die richtig großen Pläne und Visionen. Aber ist das genug?

Aus meiner sportlichen Zeit als Coach weiß ich: Zu lang gesteckte Ziele bedeuten auch ein Risiko. Nimmt man dem Team oder dem Unternehmen die Chance auf kurzfristige Erfolge Motivation führt zu Erfolg, der wiederum mehr Motivation erzeugt, verpasst man die Möglichkeit aus Fails kurzfristig zu lernen und Prozesse anzupassen? Fakt ist: Man tut sich schwer, von einem langfristig gesetzten Plan abzuweichen. So verliert man Agilität und Flexibilität.

Das ist auch in der Wirtschaft ein Problem: Je länger wir brauchen, ein Problem zu identifizieren, desto größer wird es. Erst multipliziert, dann potenziert es sich. Kurzfristige Pläne und Ziele wirken dem entgegen. Den Mut und den Willen gesteckte Ziel anzupassen, wenn nötig, ist eine Qualität, die für den Erfolg ausschlaggebend ist. Gib dir also die Möglichkeit, Problem-Potenziale schnell zu erkennen und entsprechend zu handeln. Die von dir gesteckten kurzfristigen Ziele bilden dafür eine wertvolle Grundlage.

Der große Vorteil in der Wirtschaft gegenüber dem Sport: In den Ligen dieser Welt gibt es nur einen Sieger. Alle andere sind kleinere oder größere Verlierer. In der Wirtschaft ist es anders. Da kann es sogar in einer Branche mehrere Champions geben. Noch ein Grund mehr, sich diesen großen Zielen in kleinen Etappen zu nähern.

Key-Learning: Das Goalsetting entscheidet maßgeblich über Sieg und Niederlage. Erfolg und Misserfolg. Klar definierte, erreichbare, messbare Ziele geben dir wertvolles Feedback, motivieren und erhöhen langfristig die Erfolgschancen. Aber immer bedenken: Have a plan, but don’t be married to it!

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Sebastian Wild

Sebastian Wild hat Basketball-Mannschaften in den USA und in Deutschland als Profitrainer begleitet. Mittlerweile leitet er das Business-Development im Rostocker Insure-Tech Unternehmen "Hepster."

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