#wasläuft: Ein echter Volltreffer
Online Marketing

#wasläuft: Ein echter Volltreffer

"Top of the Pops" gibt es jetzt auch bei GrowSmarter. Welche Kampagnen unser Herz erobern, was in den Staaten gerade steil geht – unsere aktuellen Marketing-Hits.

von Hannes Hilbrecht
© Photo by Jeffrey F Lin on Unsplash

Endlich gehöre ich mal zu den Guten. In der Marketing-Welt sprechen gerade sehr viele über Frauenfußball. Ich sage: Ach, auf einmal? Ich habe den Sport schon supportet, also vor dem Fernseher bewundert, als der Durchschnittshipster noch am ersten Holzfällerfummel nähte.

Wie mutig das teilweise war? Einmal bat ich meinen Vater beim Holzhacken um eine Arbeitspause, weil ich den WM-Viertelfinalschlager Deutschland gegen Nordkorea bewundern wollte. Ich sage es mal so: Die durch die Luft zischende Fiskars-Axt verfehlte mich nur um Zentimeter. Meine Kindheit prägten eben nicht allein Richard Ashcroft und die Gallaghers, sondern auch Kerstin Garefrekes, Birgit Prinz und Renate Lingor.

1.  Der Hit der letzten Woche

Natürlich der epische Clip der Commerzbank im Zusammenspiel mit der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft. Wer sonst? Immerhin bietet dieser die wohl obergeilste Marketing-Line des Jahres: "Wir brauchen keine Eier - wir haben Pferdeschwänze". Endlich, ja endlich sagt es mal einer! Ein Marketing-Volltreffer!  Doch warum geht dieser Sport viral?

    Drei alternative Erfolgsgründe:

    1. Die Line ist so gut, weil sie auf ein heiß debattiertes gesellschaftliches Thema zielt (Ungleichberechtigung) – aber gleichzeitig die Teilreflexe von spät- und frühpubetären Gehirnrinden in alle Richtungen zucken lässt. Und diese HöHöHö-machenden Kleinganoven und Ganovinnen, die erst kürzlich die Strampler gegen Levis- und Ellessee-T-Shirts tauschten, sind eben verlässliche Multiplikatoren in den Social Media.
    2. Der Clip ist einfach geil gemacht, besticht durch einen überraschenden Einstieg, einen sensationellen Gag (der mit den Titeln) und seiner marvelösen Netflixatmo. Sogar der Commerzbank-Beat ist diesmal weniger nervig als der Wendler in der Spotify-Playlist meiner Growsmutter.
    3. Der Nike- und Gillette-Affekt: Alte und junge, eher blasse Säcke sehen gute, liberale und humanistische Werbung und hören vor lauter Zorn mit dem Arschfurunkelkratzen auf. Stattdessen malträtieren sie ihre Laptoptasten und posaunen ihren Hass in die Kommentarspalten. Das Gute: Jeder Kommentar und jedes Dislike verbreiten ein bisschen mehr die wichtige Botschaft. Gut gemacht, Männer, und jetzt weiterkratzen!

    2.   Hoch, die internationale Top-Idee

    Auf Platz 17 und 183 der besten Dinge, die mir im Jahr 2019 passiert sind, stehen mein neues Sodastream-Gerät und die achte und letzte Staffel Game Of Thrones. Irgendwo dazwischen: Dieser neue Spot von Sodastream. Wieder mittenmang ist "Der Berg" aus der besagten HBO-Serie – Hafþór Júlíus Björnsson. Doch dieses Mal enthauptet er keine Menschen, sondern begeht den Frevel des Plastikflaschen-Kaufs. Und dafür erhält vollkommen zurecht Schimpfe von Mama. Aber seht und lacht selbst.

    Voll super ist übrigens auch Julian Hessel, der Marketing-Chef der Wassersprudler für Deutschland und Österreich. Hier gibt es die Hessel-Action im Interview.

     3.   Neukommer

    Neulich war ich im amerikanischen App-Store von iTunes. Das allererste Mal. Zum Glück musste ich danach nicht in irgendein Dekontaminationszelt schlüpfen und eiskalt duschen, um den Anblick von etwaigen Maschinengewehr-Tutorial-Apps zu verarbeiten.

    Aber was trieb ich überhaupt dort, in dieser ganz anderen, viel größeren App-Welt? Ich hatte mich in Dave verknallt.

    Dave ist eine US-amerikanische Finanz App, die hilft, die eigene Kohle richtig einzuteilen. Und vor allem: die supertolle Influencer-Werbung gemacht hat. Einer meiner favorisierten Instagram Channel, “sbsolly” (337.000 Follower), hatte in seiner Story für #Dave geworben. Besonders schick war das Logo von Dave – ein bebrillter Bär.

    Normalerweise ist meine Meinung zu Influencern negativ geprägt. Sie heulen zu oft zu laut rum, und noch häufiger haben sie die Authentizität einer Koksnase im Bälleparadies. Aber Daves Werbung war anders. Die richtige, aufs Wesentliche beschränkte Ansprache und als Topping den richtigen Influencer (ein Typ, den vor allem Papas und Mamas mögen) – ich hätte für Dave einen Dollar pro Monat bezahlt. Mein Leben lang.

    Das Aber: Die App kann man in Deutschland nicht erwerben. Fuck You Dave! 

    4.   #CashmitTrash:

    Astra hat es verstanden. Früher erzählten wir uns in unserer Nordhäuser-Doppelkorn-Dorfjugendlaube Witze über die Bierbrauer und glucksten "Weißt du, woher das Brauwasser von Astra kommt?" Jetzt sind die Bierluden der Reeperbahn in der Rolle des Lustigmachers – und wie gut sie das können. Wobei: Trashtalk über den HSV? Das ist fast schon zu einfach. Cash in Form von Reichweite bringt es trotzdem. Beispiel-Post auf Facebook ansehen und Prost!

    5. Unbedingt folgen: Beste Jodel.

    Ein Jodel am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen. Wer Jodel nicht kennt, weil man nicht in einer hippen Universitätsstadt lebt, sondern in einem Moloch ohne funktionierendes W-Lan: Auf Jodel posten vor allem junge Menschen abgedrehte Stories aus ihrem Alltag. Spornt die Kreativität bestens an.

    In diesem Artikel
    Hannes Hilbrecht

    Hannes, Jahrgang 1993, gestaltet Content-Marketing-Projekte für die Digital-Agentur MANDARIN MEDIEN. Schrieb zuvor für Medien wie ZEIT ONLINE, den Berliner Tagesspiegel oder NDR.de. Ist nebenbei Fußballkolumnist. Erzählt jedem, den er trifft, dass er LeBron James interviewt hat. Für euch erreichbar unter: hannes.hilbrecht(ett)growsmarter.de

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