Agiles arbeiten ist nicht immer agil
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Agiles arbeiten ist nicht immer agil

Britta Redmann ist Anwältin, Autorin und Personal-Expertin. Sie hat für uns ihre #3Learnings zu den Themen Lernen, agiles Arbeiten und dem Homeoffice aufgeschrieben.

von Britta Redmann
Die Juristin und Personal-Expertin Britta Redmann hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher publiziert. © Britta Redmann

1. Schreiben hilft beim Lernen

Ich lerne am besten, wenn ich Dinge aufschreibe. Das ist das große Glück, wenn man Bücher schreibt. Ich kann Gedanken beim Schreiben in einen ganzheitlichen Zusammenhang einordnen. Ich tauche viel tiefer in Zusammenhänge ein, wenn ich sie schriftlich darlege.
 
Ein weiterer Vorteil des Bücherschreibens: Ich lerne extrem viele unterschiedliche Menschen kennen, führe Interviews mit ihnen und gelange so zu vielen neuen Perspektiven und Eindrücken.
 
Nun kann man natürlich nicht jedem empfehlen, Bücher zu schreiben. Die Zeit muss man sich nehmen können. Aber das Aufschreiben von Gedanken und Fakten hilft unabhängig vom Projekt beim Einordnen und Durchdenken.
 
Key-Learning: Schreiben hilft bei allen Denkprozessen, weil man leichter Zusammenhänge ganzheitlich durchleuchtet und verstehen kann.

2. Agiles Arbeiten ist nicht immer agil

Es ist ja mittlerweile für fast jedes Unternehmen ein Stichwort: Agiles Arbeiten. In meiner Arbeit als Autorin, Personalverantwortliche und externe Beraterin stelle ich hingegen immer wieder fest: Sehr oft möchten Firmen agile Strukturen haben, weil es gerade "modern" ist, agil zu sein.
 
Das ist problematisch: Nicht nur, weil gewachsene Prozesse im Unternehmen ohne Not auf den Kopf gestellt werden. Und es ist kompliziert, agile Methoden im Unternehmen zu vermitteln, wenn der Nutzen für die Mitarbeiter nicht klar ist. Und wenn Mitarbeiter nicht von den Vorteilen einer Veränderung überzeugt sind, wird es schwierig, diese erfolgreich zu gestalten.
 
Was also tun? Ich denke, vielen Firmen wäre schon geholfen, wenn sie sich vor einem Strategiewechsel mehr Gedanken machen würden: Passen agile Methoden wie Design Thinking oder Scrum zu meinem Unternehmensziel und meiner Unternehmenskultur? Habe ich die richtigen Mitarbeiter-Persönlichkeiten dafür? Kann ich mit den neuen Strukturen weiterhin die Interessen und Wünsche meiner Kunden bedienen?
 
Key-Learning: Erst wenn wichtige Fragen zum Nutzen bejaht werden können, sollten agile Arbeitsmethoden umgesetzt werden.

3. Homeoffice und mobiles Arbeiten - dahinter steckt viel mehr

Homeoffice und mobiles Arbeiten war früher eine coole Ausnahme - heute ist es für viele Unternehmen ein wichtiges Instrument, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.
 
Eine Sache ist vielen Unternehmern und Unternehmerinnen oftmals nicht klar: Wenn sie für einen Mitarbeiter eine feste Regelung für mobiles Arbeiten vertraglich festlegen oder diese auch einfach nur dulden, schaffen sie dafür einen "Vertrauenstatbestand".
 
Das heißt: Sie können diese Regelung nicht einfach zurücknehmen. Der Mitarbeiter der sich darauf eingestellt hat, hat erstmal ein Recht darauf, dass dieses Arbeitsmodell fortgesetzt wird.
 
Was das Homeoffice angeht, finde ich noch einen anderen Punkt interessant. In Firmen, die sowohl einen Verwaltungsapparat als auch einen Produktionsbereich unterhalten, gibt es in letzter Zeit einen klarer Trend: Arbeiter, die in der Produktion am Band stehen oder Maschinen bedienen, wollen auch die Chance auf Homeoffice haben. Sie sehen es bei ihren Kollegen in den Büros – und hätten dieses Benefit auch gerne. Die Sehnsucht nach Homeoffice ist bei allen dieselbe – egal welchen Job sie ausüben. Nur: in der Produktion ist es einfach schwieriger umzusetzen, denn die Maschinen stehen ja in der Halle und nicht zuhause. Hier müssen sich Unternehmen und Konzerne Gedanken machen, wie sie auch für Mitarbeiter in der Produktion entsprechende Benefits schaffen können. Damit sie langfristig Neid, Missgunst und Ungleichheit im Unternehmen vermeiden.

Key-Learning: Auch Menschen an Maschinen wollen Home Office. Weil das kaum realsierbar ist, müssen ihnen andere Benefits geschaffen werden.

In diesem Artikel
Britta Redmann

berät als Anwältin Unternehmen zu Arbeitsrecht, insbesondere zu Agilität, Digitalisierung und Organisationsveränderung.

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